Gesundheitsökonomen stellen Reformprogramm für mehr Transparenz und Wettbewerb im Gesundheitswesen vor
Veröffentlicht am 24.09.2010 12:00 von Redaktion rehanews24
Pressemitteilung
Auf Seiten der Finanzierung, zu denen gesetzliche und private Krankenversicherungen sowie die Soziale Pflegeversicherung gehören, plädieren die Experten langfristig für ein vereinheitlichtes System. An die Stelle von derzeit nebeneinander existierenden gesetzlichen und privaten Krankenkassen sollte eine solidarisch finanzierte Grundsicherung mit einem klar definierten Leistungskatalog treten. Darüber hinaus gehende Leistungen sollten über private Zusatzversicherungen abgedeckt werden. In der Grundsicherung sind Zusatzprämien zur Finanzierung des Wachstums der Gesundheitsausgaben – wie durch die aktuelle Gesundheitsreform vorgeschlagen – ein richtiger Schritt. Der dafür notwendige Sozialausgleich sollte allerdings mittelfristig über das Steuersystem erfolgen. Dies wäre gerechter, weil so neben dem Lohneinkommen auch andere Einkommensarten berücksichtigt würden. Schließlich wäre schon kurzfristig eine Regionalisierung der Zusatzprämien möglich, so dass Bedürfnisse der regionalen Bevölkerung besser abgebildet werden könnten.
Das Reformprogramm enthält darüber hinaus weitere zahlreiche konkrete Vorschläge für kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen, die entsprechend noch in dieser und in der nächsten Legislaturperiode begonnen beziehungsweise umgesetzt werden sollten. Dazu gehört beispielsweise kurzfristig die Einführung von Bonus-/Malus-Regelungen oder Konsumsteuern, die die Eigenverantwortung der Versicherten stärken. Mittelfristig wird für Versicherte der zusätzliche Abschluss einer privaten, staatlich geförderten Pflegeversicherung vorgeschlagen, mit der diese sich gegen den zu erwartenden steigenden Eigenanteil an den Pflegekosten absichern können.
Auf Seiten der Leistungserbringer, zu denen die Bereiche stationäre und ambulante Akutversorgung und Pflege sowie Rehabilitation, Vorsorge, Arzneimittel und Apotheken gehören, möchten die Experten insbesondere durch mehr Transparenz den Wettbewerb stärken, Kosten-Nutzen-Bewertungen verankern sowie Sektorengrenzen überwinden.
Auch hierfür werden zahlreiche kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen angeregt. So plädieren die Gesundheitsökonomen unter anderem dafür, kurzfristig die Grenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung abzubauen, um mehr Wettbewerb und damit ein differenzierteres Angebot für die Versicherten zu ermöglichen. Auch sollten größere betriebliche Einheiten im ambulanten Bereich gefördert werden und die Krankenversicherungen viel stärker mit einzelnen Leistungserbringern über Preise und Leistungen verhandeln können. Langfristig sollte daran gearbeitet werden, in der Akutversorgung im ländlichen Raum vor allem die medizinische Not- und Erstversorgung zu gewährleisten. Das ist aus Sicht der Experten nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten sinnvoll. Auch was die Behandlungsergebnisse angeht, schneiden spezialisierte Zentren, möglicherweise in größerer räumlicher Distanz, häufig besser ab als ein gering ausgelastetes, wenig spezialisiertes kleines Krankenhaus. Im Pflegebereich sollten mittelfristig die Heimgesetze der Bundesländer reduziert und vereinheitlicht werden. Das Mehr- und Fremdbesitzverbot bei Apotheken sollte aufgehoben und der Erstattungspreis neuer Arzneimittel an eine Kosten-Nutzen-Bewertung gekoppelt werden.
Ihre Ansprechpartner dazu:
Dr. Boris Augurzky (RWI) Tel.: (0201) 81 49-203
Prof. Dr. Stefan Felder (Universität Duisburg-Essen) Tel.: (0201) 183-3682
Dr. Sebastian Krolop (ADMED GmbH) Tel.: (02238) 475 300
Prof. Dr. Jürgen Wasem (Universität Duisburg-Essen) Tel.: (0201) 183 – 4283
Sabine Weiler (Pressestelle RWI) Tel.: (0201) 81 49-213
Dieser Pressemitteilung liegt die RWI : Position #38 “Ein gesundheitspolitisches Reformprogramm” zugrunde. Sie ist unter http://www.rwi-essen.de/positionen als pdf-Datei erhältlich.
Kontakt
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
45128 Essen
Deutschland, Nordrhein-Westfalen
Pressesprecher
Telefon: 0201/8149-292
Fax: 0201/8149-438
E-Mail-Adresse: rwi@rwi-essen.de
Pressereferentin
Telefon: 0201 / 81 49-213
Fax: 0201 / 81 49-438
E-Mail-Adresse: sabine.weiler@rwi-essen.de
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